Beiwagen 332 - Kriegsstraßenbahnwagen

Beiwagen 332 am 25.06.2023 beim rangieren am historischen Betriebshof Am Steinberg (Foto: Niklas Butz)
Beiwagen 332 am 25.06.2023 beim rangieren am historischen Betriebshof Am Steinberg (Foto: Niklas Butz)

Beiwagen 332 - Kriegsstraßenbahnwagen

Bereits mit den ersten Jahrzehnten der el. Straßenbahn gab es Bestrebungen zur Typisierung von Baugruppen mit dem Ziel einer gewissen Vereinheitlichung. In den 30er-Jahren entwickelte sich dieses Bestreben hin zur Schaffung eines sog. Einheitsstraßenbahnwagens (ESW) nach dem Baukastenprinzip und zur Optimierung des Materialbedarfs.

Aufgrund der Kriegsereignisse bis 1945 wurden daher frühzeitig alle Straßenbahnbau-Projekte der Waggon-Hersteller gestoppt und die Planung des Einheitsstraßenbahnwagens (ESW) vorangetrieben. Nur wenige Neubauten wurden aufgrund Dringlichkeit her- und fertiggestellt.

Gegen Ende des zweiten Weltkriegs wurde der Bedarf an zusätzlichen Fahrzeugen, und auch als Kriegsschadenersatz, jedoch immer dringender, wobei industrielle Rohstoffe ernsthaft verknappten und kontingentiert werden mußten. Der Notbehelf bestand in der kurzfristigen Planung eines denkbar einfachen Stehwagens mit großen Schiebetüren zum beschleunigten Fahrgastwechsel und ohne verzichtbare Ausstattung wie Verkleidungen und mehrreihige, geschweige denn gepolsterte Sitze - dem Kriegsstraßenbahnwagen (KSW).

Bis auf Vorserienwagen wurden die KSW sämtlich erst nach dem Kriege gebaut, und zwar i.W. die Motorwagen von der Waggonbauanstalt Fuchs in Heidelberg, und die weitgehend baugleichen Anhängewagen von der Waggonfabrik Uerdingen. U.a. Giessen erhielt zwei solche Wagen, welche mit Aufgabe des Straßenbahnbetriebes 1953 nach Düsseldorf abgegeben wurden. Hier liefen sie unter den Nummern 332 und 333 bis zu ihrem Ausscheiden im Jahr 1966 als der 332 in Giessen als Denkmal aufgestellt und im Jahr 1994 an ein Museums-Projekt in Schwerte weitergereicht wurde. Von dort konnte er 2006 von einem Rheinbahner ersteigert und nach Düsseldorf geschafft werden, wo er mustergültig aufgearbeitet und zusammen mit dem KSW 14 einen typreinen Zug bildet. Der Anhängewagen ist übrigens der einzig erhaltene mit dem originalen KSW-Anhängewagenfahrwerk, welches der Einfachheit halber nicht als eigenständiges Laufgestell vorgesehen wurde.

Text: Heiner Bähr

Technische Daten

Länge 11,10 m
Breite 2,20 m
Fahrleitungsspannung 750 V DC
Kupplung Düsseldorfer Stadtkupplung

Kompatible Triebwagen