30 Jahre Linie D
von Volker Eichhorst
Das Gründungsprotokoll der „Linie D“ datiert vom 6. November 1992. Acht Begeisterte für Straßenbahn- und Stadtgeschichte hatten das Papier unterzeichnet, mit dem wenig später die Vereinigung „Linie D – Arbeitsgemeinschaft historischer Nahverkehr Düsseldorf e.V.“ im Vereinsregister eingetragen wurde. Motivation für den Gründungsvater Wolfgang Sievers, der seinerzeit die ersten Mitstreiter gewinnen konnte, waren schon vorhandene Bahnvereine in anderen Städten und die ersten Straßenbahnmuseen, etwa in Wien und in Nürnberg. Warum gab es das noch nicht in Düsseldorf?
Mit dem neuen Verein gelang es Schritt für Schritt auch in Düsseldorf, die historische Seite des Nahverkehrs zu unterstützen und zu verstärken, buchstäblich er-fahr-bar zu machen und in vielen Facetten zu präsentieren. Die Rheinbahn, die stets aufgeschlossen war und ist für ihre eigene Geschichte und historische Fahrzeuge erhielt und betrieb, konnte durch ehrenamtliches Engagement unterstützt werden. Beginnend mit dem 100jährigen Rheinbahnjubiläum 1996, das der noch junge Verein tatkräftig begleitete, folgte eine lange Liste von Festtagen, Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Projekten rund um den Düsseldorfer Nahverkehr und die Geschichte der Rheinbahn. Jüngster Höhepunkt ist die Dauerausstellung zum 125jährigen Rheinbahnjubiläum im denkmalgeschützten Betriebshof Am Steinberg, den die „Linie D“ seit 2021 an allen Öffnungstagen begleitet hat bis hin zur festen Zubringer-Oldtimerlinie seit diesem Jahr.
Auf den Tag genau zum 30. Mal jährte sich heute die Vereinsgründung! Dieser 30. Geburtstag ist für manche der Beleg, dass die „Linie D“ erwachsen geworden sein muss. Viel treffender ist jedoch eine Aussage des Rheinbahnvorstandes auf der heutigen Festveranstaltung: „Nach 30 Jahren Ehe, da kennt man sich und weiß, was man voneinander hat.“ Heißt: Die „Linie D“ ist fester und verlässlicher Kooperationspartner der Rheinbahn!

In eigener Sache: Der 30. Geburtstag
Drei Jahrzehnte „Linie D“ sind Anlass genug, gebührend zu feiern. Rheinbahnvorstand, Betriebsrat und eine große Zahl von Mitgliedern und Freunden des Vereins trafen sich am frühen Mittag im Btf. Lierenfeld zum Empfang. Herzliche Gratulationen, ein Überraschungsgeschenk des Rheinbahnvorstands und ein leckeres Buffet bereiteten einen angenehmen und feierlichen Rahmen.
Im Anschluss startete eine Sonderfahrt der besonderen Art: Die „Linie D“ bereiste zur Feier des Tages die „Linie D“. Gemeint ist die Fernlinie nach Duisburg. Der Vereinsname erinnert eher nebenbei an die „D-Bahn“, denn das „D“ steht vorrangig für „Düsseldorf“. Aber natürlich ist die Fernlinie D wichtiger Bestandteil der hiesigen Nahverkehrsgeschichte und von den Anfang der 1960er Jahren beschafften Düwagwagen der Duisburger Linie ist eine komplette Garnitur betriebsfähig im Rheinbahn-Bestand: Der ehemalige Speisewagen 2498 und der dazugehörige Großraumbeiwagen 1680.
Nun ist die Duisburger Strecke seit Jahrzehnten nur durch den Hochflur-Stadtbahntunnel erreichbar. Fahrgastfahrten mit historischen Fahrzeugen hat es bislang aufgrund der Zugsicherung hier noch nicht gegeben, aber zum Jubiläum der „Linie D“ stand jetzt eine Premiere an: Der D-Bahn-Zug 2498 + 1680 und der allererste Düwag-Sechsachser 2501 machten sich aus Richtung Werstener Dorfstraße kommend an der Tunnelrampe Kaiserslauterner Straße auf den Weg in den Untergrund. In zügiger Fahrt ging es über Oberbilk, Hauptbahnhof, Heinrich-Heine-Allee und den ersten Düsseldorfer Tunnelabschnitt der „Nordstrecke“ in Richtung Kaiserswerther Straße. Viele Fahrgäste auf den Hochbahnsteigen wunderten sich über die ungewohnten „gelben Bahn“ im Untergrund. In den Stationen Nordstraße und Victoriaplatz / Klever Straße passierten die Sonderzüge die dortigen Mittelbahnsteige, was die Verwunderung noch steigerte, denn nicht nur die Fahrzeughöhe fiel auf – es gab auch keine Türen auf der Bahnsteigseite. Schnell gezückte Handys und strahlende Gesichter waren häufige Reaktionen, nicht nur die Geburtstagsgäste in den Wagen waren begeistert von den besonderen Sonderzügen.
Zurück an der Oberfläche führte die Tour durch Lohausen, Kaiserswerth und Wittlaer über die traditionsreiche und abwechslungsreiche Überlandstrecke bis auf Duisburger Stadtgebiet. Nach rund einstündiger Fahrt wurde der Btf. Grunewald der Duisburger Verkehrsgesellschaft erreicht. Auch hier waren die besonderen Gäste aus Düsseldorf übrigens ein Blickfang, „echte“ Düwagfahrzeuge sind hier schon lange nicht mehr eingerückt und über den Hof rangiert. Nach einer Pause mit der Gegenüberstellung von früheren und aktuellen Fahrzeugen der D-Bahn (bzw. U79) ging die Reise mit einem Abstecher über die Messestrecke zurück nach Düsseldorf. Zunächst wieder unter der Innenstadt hindurch und nach einer Schleife über Wersten zum Hauptbahnhof an die Oberfläche der Innenstadt.
Nicht nur 30 Jahre „Linie D“ sind ein besonderes Ereignis, auch für die Sonderfahrt mit zwei historischen Zügen durch den Tunnel entlang der „Linie D“ kann das ohne Einschränkung gesagt werden. Herzlichen Dank den Organisatoren und der Rheinbahn!
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