Triebwagen 119 - Benrather Schmalspurwagen

Triebwagen 119 - Benrather Schmalspurwagen

Der vierachsige Drehgestellwagen 119 steht in Düsseldorf als einziger und jüngster Vertreter für das 1962 eingestellte, meterspurige Benrather Netz, welches als Inselbetrieb der ehemaligen Bergischen Kleinbahn AG bereits 1911 von der Stadt Düsseldorf "mit Mann und Maus" erworben und seither von der Rheinbahn betrieben wurde. Diese modernisierte die Bahn sogleich mit einer Serie neuer Zweiachser. Zu einer weiteren Modernisierung des nach Wuppertal-Vohwinkel und Solingen-Ohligs führenden Netzes gab die Rheinbahn 1935 bei der DÜWAG 14 Drehgestellmotorwagen in zwei Fertigungsserien in Auftrag.
 
Ausgefertigt in Stahlleichtbauweise mit einer Innenauskleidung aus Holz wiesen die Wagen eine Gediegenheit auf, wie sie auch bei den städtischen Tiefflurwagen (vergl. Tw 267 und Bw 316) nur ein Jahr später vorgesehen wurden. Bequem gepolsterte Abteilquersitze boten Komfort, ein klassisches Laternenschleppdach ermöglichte eine gute Durchlüftung des Wagens und auch der Fahrer konnte sich bei der Überlandfahrt auf eine Stehhilfe setzen. Wegen der hauptsächlich eingleisigen Führung der Bahn wurde, wie auch bei den älteren Fahrzeugen, eine eckige Bauform der Plattformen gewählt, da Profilüberhänge in Bogenfahrten unproblematisch waren.
 
Da es zur Beschaffungszeit bereits Diskussionen über eine mögliche Umspurung von der Meter- zur städtischen Normalspur, aber auch über eine mögliche Einstellung zugunsten des Busbetriebes gab, wurden die Motordrehgestelle gleich für eine Umspurung vorbereitet und deren Rohrrahmen entsprechend breit ausgeführt um die Wagen ggfls. auch ins städtische Netz umsetzen zu können. Eine Aufweitung der Spur als Motorwagen bedarf jedoch weiterer Maßnahmen an den Achsen. Auf baugleiche oder passende Anhängewagen wurde aus den vorgenannten Unsicherheiten verzichtet. Stattdessen wurden einige Sechsfenster-Holzwagen (vergl. Bw 858) umgespurt und nach Benrath versetzt.
 
Mit der endgültigen Einstellung des Benrather Netzes 1962 wurden, abzüglich Brand- und Kriegsschadwagen, die zehn noch gut erhaltenen Wagen hälftig nach Aachen und nach Oberösterreich verkauft wo sie noch bis 1964 bzw. bis 2000 im Einsatz standen. Den Motorwagen 26.106 vom Attersee, ehemals Tw 119 in Benrath, konnte die Rheinbahn 1999 erwerben und bei der Linie D für eine spätere Restaurierung und Umspurung unterstellen. Bedingt durch einen prompt folgenden Graffiti-Anschlag auf dem Hof des ehem. Betriebshofes Wersten, nahm die Linie D Arbeitsgruppe Fahrzeuge eine provisorische Umspurung durch Achstausch mit verfügbaren Normalspurachsen vor. Seither ist der Wagen mobilisierbar und harrt einer gründlichen, betriebsfähigen Aufarbeitung.

Text: Heiner Bähr

Technische Daten

Länge 11,80 m
Breite 2,20 m
Fahrleitungsspannung 750 V DC
Kupplung Scharfenbergkupplung

Kompatible Beiwagen

keine